...Hoch erhobenen Kopfes wage ich einen letzten Blick in die Leere, die sich vor mir erstreckt.
Das Objektiv auf mich gerichtet, drÜckt er schließlich ab. Ein kleiner Klick, der sich hallend
durch das Studio seinen Weg bahnt,
gleich einem Knall kommt er bei mir an. Der Blitz scheint
mich durch-dringen zu wollen.
Meine Pupillen weiten
sich erst, verengen sich darauf...
Kaum erst war ich ihm begegnet. Vor einem Moment vielleicht. Zwei, drei Momente hatten sich
dazwischengedrängt und die Augenblicke zu einer gefühlten Ewigkeit anwachsen lassen. Noch immer schaute ich ihm nach, als er schon wieder an mir vorüber war. Wieso nur konnte ich solche Momente nicht fassen? Wieso nur war ich im Moment des Erlebens so sehr mit dem Erleben jetzt beschäftigt und dem Erlebten später, dass das eigentliche Erleben an mir vorbeiging? Ich erlebte nicht, vielmehr VERlebte ich. Und es war eingetreten was mir zeitlebens Angst gemacht hatte, und das ich nun im Begriff war zu begreifen, als es schon passiert war.
Lippstiftige Lippen kreisend in seinem Kopf. Kopflos auf stielige Arme gestützt, die Vernunft
stürzend. Unvernünftige Gedanken mit den dickpolstrigen Mundrändern in seinem Schädel kollidierend. Elektromusikige Klänge flattrig auf Hörfell trommelnd. Hörstürzige Schmerzen Horchgänge durchreitend. Granatsplittrige Zerstörnis Gesundes hinfortwaschend. Gedanken-
fetzigen Erinnerns ohnmächtig, letzter hoffnungsfunkige Verstand hinein in die hundebellige
Nacht reitend.
Vor einem riesigen Spiegel stehende schaue ich in die Tiefe des Raumes hinein. Scheinwerfer
blenden mich. Blicke lasten auf mir. Die Nervosität steigt. Mir wird wärmer und wärmer, heiß
wird mir. Ich richte meine Augen auf ihn. Er schaut mich an. Knarzend macht sich das Parkett
bemerkbar. So als gäbe es mir Halt, stütze ich meine Hände in die Hüften.
Hoch erhobenen Kopfes wage ich einen letzten Blick in die Leere, die sich vor mir erstreckt.
Das Objektiv auf mich gerichtet, drückt er schließlich ab. Ein kleiner Klick, der sich hallend
durch das Studio seinen Weg bahnt, gleich einem Knall kommt er bei mir an. Der Blitz scheint
mich durchdringen zu wollen. Meine Pupillen weiten sich erst, verengen sich darauf.
Das Neonlich beginnt zu flackern und ich finde mich vor einem Spiegel stehend in einem ganz
und gar gewöhnlichen Studio in ganz und gar ungewöhnlichen Klamotten wieder.